Anarchistische Gruppe Mannheim

Über 700 Demonstrant_innen folgten dem anarchistischen Aufruf

Erfolgreiche antikapitalistische Demonstration

Presseerklärung, 23.12.2012:

Trotz massiver, teilweise gewalttätiger Behinderung durch massiv auftretende Polizeikräfte fand in Mannheim am Samstagnachmittag, 22. Dezember, eine antikapitalistische Demonstration statt, an der, trotz kaltem Regen, über 700 Menschen teilnahmen und zu der das Anarchistische Netzwerk Südwest aufgerufen hatte. Die anarchistische Organisation kündigte eine Fortführung ihrer antikapitalistischen Aktionen an und wertet die Demo als weiteren Erfolg für den Aufwärtstrend des Anarchismus.

Die Demonstration unter dem Motto „There is no Alternative – Kapitalismus überwinden“ fand nach langen, schwierigen Verhandlungen mit dem Mannheimer Ordnungsamt statt, das unwiderruflich am 4. Adventssamstag die Innenstadt für Demonstrationen für verboten erklärte. „Die Einkaufsstreben der Konsument_innen wurde eindeutig über das Demonstrationsrecht gestellt. Wir wollten durch die Innenstadt demonstrieren, um mehr Menschen mit unserer Kritik zu erreichen, dies wurde uns durch das Innenstadtverbot verwehrt“, so das Pressereferat des Anarchistischen Netzwerkes.

Beginnend am Hauptbahnhof Mannheim, bewegte sich der Demonstrationszug über die Bismarckstraße, den Park- und den Luisenring, über die Kurpfalzbrücke, über die Mittelstraße zum Neumarkt in der Neckarstadt-West. Kurzer Zeit nach Demobeginn begann es verstärkt zu regnen. In mehreren Zwischenkundgebungen wurde in verschiedenen Reden die radikale anarchistische Kritik am Kapitalismus herausgestellt. „Wir wollen keinen regulierten Kapitalismus. Wir lehnen Alternativen innerhalb des kapitalistischen Systems ab. Unser Ziel ist es, dass der Kapitalismus durch eine solidarische und herrschaftsfreie Gesellschaft perspektivisch überwunden wird“, so das Pressereferat.

Der Beginn der Demonstration war zwar auf 15.00 Uhr geplant, verzögerte sich aber über eine Stunde. Grund dafür war das verspätete Eintreffen eines Busses mit Demonstrationsteilnehmer_innen aus Freiburg, der zuerst von einem tieffliegenden Polizeihelikopter verfolgt wurde. Später wurde der Bus am Hockenheimring durch Polizeikräfte gestoppt, das Fahrzeug wurde durchsucht und die Personalien der Insass_innen aufgenommen. „Aus Solidarität mit unseren Aktivist_innen aus Freiburg, ging die Demo selbstverständlich erst dann los, als sie alle bei uns eingetroffen waren“ bestätigt das Pressereferat.

Die Demonstration verliefen aus Sicht des Anarchistischen Netzwerkes von Seiten der Demonstrationsteilnehmer_innen friedlich und das trotz eines sehr massiven, teilweise aggressiven und gewalttätig auftretenden Polizeiaufgebots, die den Demonstrationszug ständig in Kesselformation begleiteten. „Nach unseren Schätzungen war die Polizei mit weit über Tausend auf Kampfeinsatz ausgerüsteten Kräften vertreten. Stadt Mannheim und Polizei sind in einem Erklärungsnotstand. Warum dieser vollkommen überzogene Polizeieinsatz? Warum diese Polizeikonzentration in Mannheim?“, stellt das Pressereferat fest. Auffällig ist hierbei auch, dass es im gesamten Verlauf der Demonstration zu keiner einzigen Festnahme kam, trotz ständiger Provokation und vereinzelter Übergriffe von Seiten der Polizei. Dieses entspannte und bedachte Verhalten der Demonstrierenden steht im krassen Missverhältnis zu dem martialischen Auftreten der Polizei.

Viele Demonstrationsteilnehmer_innen waren äußerst wütend über das polizeiliche Massivaufgebot. „Das Anarchistische Netzwerk Südwest hatten im Oktober 2011 in Karlsruhe ebenfalls für eine antikapitalistische Demonstration mobilisiert, an der damals rund 300 Menschen teilnahmen. Die Polizei regelte mit wenigen Kräften in entspannter und nichtaggressiver Weise den Verkehr“, merkt das Pressereferat an.

Während des Demonstrationszuges kam es zu weiteren Zwischenfällen, wie das Pressereferat berichtet. Am Ende der Bismarckstraße begann der erste Teil der Demo zu rennen. In äußerst aggressiver Weise wurden die Teilnehmer_innen durch eine, mit Schlagstöcken in den Demonstrationszug prügelnde, Polizeiblockade harsch gestoppt. Darüberhinaus wurde ein Demoordner, der ein lilafarbenes Halstuch trug, von einem Polizeibeamten als „Schwuchtel“ beschimpft. Ebenfalls kam es zu einer Rangelei zwischen mehreren Polizisten und einem Pressevertreter, in deren Folge ein Demonstrationsteilnehmer von einem Polizisten auf die Straße gedrängt wurde. Nur durch den schnellen Bremsvorgang eines Kraftfahrzeugs konnte ein Unfall vermieden werden. Zu einem weiteren Vorfall, der die aggressive Polizeistimmung an diesem Samstag beleuchtet, kam es, als der Anmelder der Demonstration, Mitglied der Anarchistischen Gruppe Mannheims, den polizeilichen Einsatzleiter sprechen wollte und sofort von vier Beamten umzingelt war, die ihn stumpten und mit Fäusten schlugen. Herbeieilende Kräfte aus dem polizeilichen Konfliktteam mussten diese Situation auflösen.

„Bei dieser Polizeipräsenz wundert mich auch nicht mehr, warum die Innenstadt pauschal für diese Demonstration gesperrt wurde. Ein solcher 'Wanderkessel' benötigt viel mehr Platz, als eine 'normale' Demonstration“ so die etwas hämische, aber wohl zutreffende Bemerkung eines Demonstrationsteilnehmers.

In einer ersten Stellungnahme unterstreicht das Pressereferat des Anarchistischen Netzwerks Südwest: „Die Demo in Mannheim war ein wichtiger Schritt und bestätigt den aktuellen Aufwärtstrend des Anarchismus. Wir werden unsere Aktionen gegen den Kapitalismus und für eine herrschaftsfreie Gesellschaft, für die Anarchie, unvermindert fortsetzen. Trotz schlechter Route, trotz aggressivem, massivem Polizeiaufgebot, trotz Regen war die Stimmung in der Demo prima. Wir kommen wieder! Es geht voran!“

Viele Teilnehmer_innen wärmten sich nach der Demo im Jugendzentrum Mannheim bei einer veganen Volksküche auf, die inzwischen einige Aktivist_innen gekocht hatten. Ab 22.00 Uhr fand unter dem Motto „Tanzen für die Anarchie“ eine Solidaritätsparty zur Unterstützung der 2. Anarchistischen Buchmesse statt – einem weiteren anarchistischen Event, das vom 19. bis 21. April 2013 ebenfalls in Mannheim stattfinden wird.

Zum Internetauftritt des Anarchistischen Netzwerks Südwest*

zurück




Terminkalender:


16.10.2021
Demonstration: Freiheit für Jan!
Gegen die autoritären Verhältnisse, in Nürnberg und Überall!
14:30 Uhr · Veit-Stoß-Platz · Nürnberg
Weitere Informationen



26. bis 29.05.2022
VI. Anarchistische Buchmesse Mannheim
Weitere Informationen auf der Website der Anarchistischen Buchmesse
Jugendkulturzentrum FORUM sowie JuZ in Selbstverwaltung · Mannheim