Anarchistische Gruppe Mannheim



Am 24. Januar 1911:
In Japan 12 AnarchistInnen hingerichtet


Vor 100 Jahren wurden in Japan zwölf Anarchisten hingerichtet. Sie gehörten einer Gruppe von 26 Personen (darunter eine Frau) an, die sich zu einem Attentat auf den Tenno (so der Titel des japanischen Kaisers) entschlossen hatten. Es herrschte damals bitterste Armut und Unterdrückung in Japan, für die allgemein der Tenno verantwortlich gemacht wurde. Mit dem geplanten Attentat wurde gleichzeitig das Ziel verfolgt, eine Revolution zum Sturz der Monarchie und zur Schaffung einer freien Gesellschaft herbeizuführen. Hinführend dazu, neben dem Attentat auf den Tenno, plante die Gruppe die Organisierung von Straßenkämpfen, den Sturm auf Gefängnisse, den Angriff auf Einrichtungen der Regierung und sogar politisch motivierte Morde gegen Minister. Hierzu – und zum Anarchismus – bekannten sich die nach dem misslungenen Anschlag Verhafteten auch in den Verhören.

Dass es nicht dazu kam, hatte seinen Grund darin, dass im Mai 1910 die Attentatspläne den Behörden bekannt wurden und dadurch die gesamte Gruppe aufgeflogen ist. Alle 26 Gruppenmitglieder wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. Ob die japanische Polizei ihre Hand in den Attentatsplänen mit im Spiel hatte, wurde zwar immer wieder vermutet, aber nie bewiesen. Das Attentat sollte ähnlich verlaufen wie jenes tödliche von 1881 auf den russischen Zaren Alexander I.: die Kutsche des Kaisers sollte an einer bestimmten Stelle an der Weiterfahrt gehindert werden, um vier Leuten aus der Gruppe, die den Auftrag dazu übernommen hatten, die Sicherheit zu gewährleisten, die Bomben werfen zu können. Anfang Dezember 1910 begann der nur wenige Wochen dauernde und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlaufene Prozess, der mit Todesurteilen gegen elf männliche und das weibliche Mitglied der Gruppe, die auch über Internationale Kontakte zu anderen anarchistischen Organisationen verfügte, endigte. Am 24. und 25. Januar 1911 wurden die Todesurteile vollzogen. Nach dem Willen der kaiserlichen Regierung sollten die Urteile auch eine abschreckende Wirkung auf die gesamte linke Opposition haben. Und das taten sie auch: Die radikale Linke war wie gelähmt, wurde teilweise inaktiv oder bewegte sich nur noch im Untergrund. Nicht wenige emigrierten ins Ausland. Dieser Zustand hielt viele lange Jahre an.

Nicht nur in Japan, sondern auch im Ausland, vor allem in Europa und den USA, kam es gegen die Hinrichtungen zu zahlreichen Protesten.

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Terminkalender:


09. bis 12.05.2022
VII. Anarchistische Buchmesse Mannheim
Weitere Informationen auf der Website der Anarchistischen Buchmesse
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