Die Pariser Commune Die Pariser Commune bestand vom 18. März 1871 bis zum 28. Mai 1871 und gilt als eines der leider viel zu wenigen durchaus gelungenen Beispiele einer anarchistischen Gesellschaftsform. Ihr voraus gegangen war der Versuch des durch die Ausrufung der Dritten Französischen Republik emporgestiegenen Adolphe Thiers zum Premierminister, die kampfbereite Nationalgarde von Paris in der Nacht zum 18. März 1871 durch Regierungstruppen entwaffnen zu lassen, um eine Waffenstillstandsforderung nach der Niederlage Frankreichs gegen die Deutschen zu erfüllen. Dies führte zum offenen Aufstand und zur Gründung der Commune. In einem längeren Artikel zum 100. Jahrestag der Pariser Commune schrieb die legendäre, staatlicherseits massiv verfolgte Westberliner Anarchozeitung "Agit 883" in ihrer Ausgabe Nr. 79 vom 24. 4. 1971 unter anderem: "(...) 1871: Das Volk von Paris machte Revolution, jagte alle Ausbeuter, deren Kollaborateure und Lakaien zum Teufel und gab der revolutionären Auffassung von Selbstverwaltung, Selbstbestimmung und Selbstemanzipation eine lebendige und konkrete Form. Die Kommune von Paris ist der erste großartige Erfolg der Ausgebeuteten; sie repräsentiert die erste Etappe des langen Marsches zur Gleichheit, sie ist der Anfang des goldenen Zeitalters der Geschichte der Befreiungsbewegung aller Unterdrückten. Die Pariser Kommune ist der Höhepunkt, der Orientierungspunkt der Ausgebeuteten der ganzen Welt. Ein Jahrhundert später [1971] stellen wir eine ungestüme Entwicklung für die revolutionäre Stimmung und die Kämpfe für die Gleichheit fest. Das Kampfgebiet ist nicht mehr auf Paris beschränkt; in der ganzen Welt haben die Ausgebeuteten die Offensive ergriffen. Die Kommune und die Kommunarden leben täglich wieder auf, werden tagtäglich durch die permanenten Aktionen der bewußten Revolutionäre gerächt. Die Reaktionäre von Versailles massakrierten, deportierten und erschossen die Kommunarden (...), damit keine Spur mehr von ihnen übrig bleibt, damit die theoretischen und praktischen Errungenschaften und Erfahrungen der Kommune nicht weitergetragen würden. Sie wollten auf ihr den Grabstein des Vergessens, der Macht und des Schweigens ruhen lassen. Dem allem zum Trotz erinnern wir uns heute (...) an das Paris der Arbeiter, das dachte, kämpfte, blutete und die Begeisterung seiner historischen Erfahrung ausstrahlte. Die natürliche Kontinuität, die logische Beziehung der heutigen Kämpfe zur Pariser Kommune muß für jeden einsichtig sein. (...). Es lebe der 18. März 1871! (...)" Eine kleine Nachbemerkung unsererseits: Das noch in den 1970er Jahren vielgesungene Lied "Die Internationale" wurde kurz nach der blutigen Niederschlagung der Kommune von Eugene Pottier gedichtet. Die heute bekannte Version ist allerdings nicht der ursprüngliche Text, sondern eine 1910 erfolgte marxistische Umdichtung der ersten drei von ursprünglich sechs Strophen. Bei dieser Umdichtung wurde der radikale Inhalt des Liedes erheblich abgeschwächt. Johannes K. F. Schmidt |
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